Besuch im Mittelalter – Über den Stand der Wissenschaft
Unsere Wissenschaft von heute neigt oft zur Überheblichkeit. In der Zukunft werden den Menschen unsere Ansichten von heute so gestrig erscheinen wie uns heute das Mittelalter …
Wissenschaftler verkaufen uns ihre Erkenntnisse gerne als der Weisheit letzten Schluss. Schließlich seien die Erkenntnisse wissenschaftlich belegt, argumentieren sie. Tatsächlich leben wir heute in einer Zeit, in der alles einmal »wissenschaftlich belegte« nicht mehr hinterfragt wird. Wer dies dennoch tut, der wird schnell als Spinner oder Dummerchen abgetan.
Ich stehe gerade auf einer alten Burg in einem Museum, in dem verschiedene mittelalterliche Heilmethoden erklärt werden. Na ja, es sind wohl eher »Behandlungsmethoden« oder auch »Misshandlungsmethoden«. Obwohl ich wahnsinnig gerne einmal eine Zeitreise in diese Epoche unternehmen würde: An einen Quacksalber von damals würde ich dabei nicht geraten wollen. Andererseits: Wer wirklich schlimm krank wurde, war schneller tot als heute – vielleicht war das auch nicht so verkehrt. Außerdem erfuhren die Menschen später von ihren Leiden und waren dann wenigstens bis zu diesem Zeitpunkt hin unbeschwert.
Ob es bei einer Zeitreise in die Zukunft besser wäre? Was man in ein paar Hundert Jahren wohl über unsere heutige Wissenschaft und Medizin denken wird? Wenn wir technisch nicht wieder zurückfallen, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Die Menschen werden sich genauso die Haare raufen und den Kopf schütteln über unsere heutigen Methoden wie wir über die Methoden im Mittelalter. Im Detail können wir das auch schon heute innerhalb weniger Jahre beobachten: Was gestern noch als ungesund galt, gilt heute schon vielfach wieder als gesund und wird morgen vielleicht schon wieder als ungesund gelten.
Galt früher die Welt noch als Scheibe und das Leben auf der Erde als einzigartig, wird inzwischen die Existenz außerirdischen Lebens schon als wahrscheinlich angenommen und über mögliche Paralleluniversen diskutiert.
Ich weiß nur eines: Nichts ist der Weisheit letzter Schluss. Aus Sicht von morgen leben wir auch heute noch im tiefsten Gestern.
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