Gut für wen? – Über das Warten mit der Wartung

Lohnt sich die regelmäßige Wartung eines technischen Geräts? Nicht immer, wie das Beispiel eines Rasenmähers zeigt …

Frauen und Technik sind mitunter nicht kompatibel. Meine Frau hat sich in den Kopf gesetzt, heute unbedingt den Rasen zu mähen. Vermutlich inspiriert durch die Nachbarn, die heute auch alle ihren Rasen mähen. Unser ganzes Stadtviertel dröhnt wie eine große Gokart-Bahn. Aber wenn sie das möchte: Prima, dann kann ich mich anderen Dingen widmen.

Meine Freude währt nicht lange. Nach wenigen Minuten kommt mein Sohn ins Zimmer: »Du Papi, du sollst mal in den Garten kommen. Der Rasenmäher ist kaputt.« Ich bin kaum draußen, da sehe, rieche und höre ich schon die Misere. Der Rasenmäher ist gehüllt in eine große Rauchwolke und klingt nun nicht mehr nach Gokart, sondern eher wie ein alter Traktor. Entsetzt renne ich hin und stoppe das Treiben. »Ich dachte, vielleicht wird es gleich wieder besser«, meint meine Frau, während wir erst einmal warten, bis der Qualm langsam zu den Nachbarn weiterzieht.

Im weiteren Verlauf stellt sich dann heraus, dass sich ein Ast unterhalb des Mähers verfangen hatte und meine Frau den Mäher daraufhin auf die Seite kippte, um den Ast wieder zu entfernen. Dabei liefen Benzin und Öl in Bereiche des Motors, die dafür nicht unbedingt vorgesehen waren.

Es dauert mehrere Stunden, die Maschine zu zerlegen, zu säubern und alles wieder zum Laufen zu bringen. Dabei fällt mir in der Wartungsanleitung auf, dass man eigentlich jedes Jahr mindestens einmal das Öl wechseln und verschiedene andere Arbeiten durchführen lassen sollte. Das hatte ich in den beinahe zehn Jahren, die wir den Mäher jetzt besitzen, noch nie getan. Ich komme ins Grübeln: Wenn ich das tatsächlich jährlich wie empfohlen in einer Fachwerkstätte hätte machen lassen, hätte ich alleine dafür schon mehr bezahlt, als ein neuer Mäher heute kosten würde. Rein wirtschaftlich wäre das also vollkommener Unsinn gewesen. Dann hätte ich jetzt einen top-gepflegten Mäher, der genauso qualmen würde.

Aus Sicht des Herstellers ist die Empfehlung der jährlichen Wartungsarbeiten verständlich. Der Hersteller möchte, dass sein Produkt ohne Probleme funktioniert. Was das kostet, ist ihm egal. Aber sind das eigentlich auch meine Ziele? Nein, eigentlich nicht direkt. Mein Ziel ist es, in meinem Leben möglichst wenig Geld für olle Rasenmäher und deren Wartung und Reparatur auszugeben. Es gibt da einfach schönere Hobbys. Meinem Optimum komme ich, anders als dem Optimum des Herstellers, nicht durch eine möglichst regelmäßige Wartung des Rasenmähers nahe. Für mich entscheidend ist ein Abgleich der Wartungskosten einerseits mit den möglichen Anschaffungskosten eines neuen Mähers andererseits.

So, jetzt sind meine Finger schwarz und der Motor wieder sauber. Fertig! Noch Benzin einfüllen, dann kommt der spannende Moment. Ein kräftiger Zug am Startseil und – er läuft! Na also. Und wenn er noch einige Zeit durchhält, kriegt er vielleicht doch mal neues Öl.

Übrigens: Analoge Wirtschaftlichkeitsüberlegungen gelten zum Beispiel auch für den Ölwechsel (NICHT Bremsflüssigkeitswechsel!) bei einem alten Auto oder für die Frage, ob sich der Kauf eines Entkalkers für die Waschmaschine lohnt.

 

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