Basta – Über »gut ist gut genug«

Manchmal neigen wir zum übertriebenen Perfektionismus. Statt uns mit einer guten Lösung zufriedenzugeben, suchen wir krankhaft nach etwas Besserem …

Die ganze Familie braucht neue Hosen. Also ab in die Stadt zum Erlebnis-Shopping. Wegen der nervigen Anprobiererei hasse ich das Hosenkaufen, aber irgendwann müssen wir da durch.

Wir erreichen Geschäft Nummer 1 und beginnen in der Kinderabteilung. Eine Auswahl infrage kommender Hosen ist bald gefunden. Einmal durchprobieren – die zwei oder drei Besten davon auswählen – fertig! Mein Sohn ist da ziemlich anspruchslos (noch). Hauptsache, die Anprobe geht rasch vorüber und wir kommen bald wieder zurück nach Hause zum Spielen.

Jetzt geht es weiter zur Damenabteilung. Auch meine Frau findet recht schnell eine Hose, die ihr zusagt. Hübsch – passt – nehm ich – fertig.

Jetzt komme ich dran. Wie immer ist die Herrenabteilung ganz oben und ganz hinten – sozusagen am Arsch der Welt. Auch ist sie wie immer viel kleiner als die Damenabteilung. Wir Männer kaufen offenbar zu wenig. Anscheinend bin ich mit meiner Abneigung gegen das Hosenkaufen nicht allein. In der Herrenabteilung angekommen, dauert es gar nicht lange, bis auch ich eine erste Hose gefunden habe. »Sieht gut aus«, meint meine Frau, »Echt klasse, Papi«, meint mein Sohn. Eigentlich gefällt sie auch mir gut, aber gleich die erstbeste Hose nehmen? Nein, die soll schon was hermachen! Meine Frau und mein Sohn finden die Hose doch nur deshalb gut, weil sie hier schnell wieder raus wollen und keine Lust haben, noch woanders zu suchen. »Wenn wir nichts Besseres finden, kann ich sie immer noch nehmen«, lautet daher mein vorläufiges Urteil. Im Hintergrund erklingt ein leises Stöhnen im Doppelpack. »Aha!« Ich fühle mich in meinem Verdacht bestätigt, dass es bei den Kommentaren nur um die schnelle Nummer ging.

Also geht es weiter in Geschäft Nummer 2, danach in Geschäft Nummer 3, 4, 5, 6, 7 und 8. Keine Hose ist besser als die Erste. Die Laune meiner Familie hat sich in der Zwischenzeit nicht zum Positiven entwickelt. Und ich muss zugeben: So langsam kommen auch mir Zweifel, was wir hier eigentlich treiben.

»Also gut«, gebe ich schließlich klein bei. »Ich nehme die erste Hose – wenn sie noch da ist.« Eigentlich war die doch verdammt gut, denke ich. Hoffentlich ist sie jetzt wirklich noch da! Ich dränge zur Eile. Wenn die jetzt weg wäre, würde ich mir in den Arsch beißen. Aber ich habe Glück. Das gute Stück hängt noch da. Erleichtert gehe ich zur Kasse. Hier haben wir heute schon einmal gestanden. Egal. Hauptsache diese prima Hose gehört jetzt endlich mir.

Auf der Heimfahrt muss ich mir anhören, dass ich einen Fimmel hätte, immer nach dem Besten zu suchen und mich mit nichts zufriedengeben könne. Wenn ich es überlege: Sie haben schon wieder recht. Eigentlich ist »gut« gut genug. Wer nach mehr strebt, steigert nur enorm den Aufwand, wird dadurch aber nicht glücklicher. Im Gegenteil: Wer nach der perfekten Lösung strebt, wird diese niemals finden.

Nachtrag: Oh Mann ist das schwer, vom Perfektionismus loszulassen. Jetzt überarbeite ich dieses Kapitel schon zum 17. Mal. Aber jetzt ist Schluss. Es bleibt, wie es ist. Basta!

Ich nehme mir fest vor, das Wort »Basta« in Zukunft endlich häufiger zu gebrauchen.

 

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