Fisch mit Soße – Über versteckte Preiserhöhungen

Nicht immer erhöht sich bei einer Preiserhöhung der Verkaufspreis. Viele Hersteller arbeiten mit Tricks, damit wir eine Preiserhöhung gar nicht bemerken …

Die Familie ist weg, also habe ich das Vergnügen, mir wieder einmal selbst etwas zum Essen zu kochen. Da die Haute Cuisine nicht unbedingt zu meinen Spezialgebieten gehört, bedeutet das: Heute steht wieder einmal Fertigfutter auf dem Speiseplan. Neudeutsch »Convenience-Food«.

Die Wahl fällt auf ein » Fischfilet à la Bordelaise«. Meine Familie hasst Fisch. Das ist heute eine gute Gelegenheit, einmal das ganze Haus mit herrlichem Fischduft zu erfüllen. Auf der Verpackung prangt die Aufschrift »NEU – Jetzt mit verbesserter Rezeptur«. Wird bestimmt lecker. Dazu gibt es ein paar Nudeln und, für das gute Gewissen, frische Karotten. »Stücksalat«, nenne ich das immer scherzhaft. Geht so schön schnell. Convenience-Food mit Ökosiegel.

Als der Geruch unmissverständlich meldet, dass das lukullische Festmahl fertig ist, hole ich die Aluschale mit dem Fisch aus dem Ofen. Äh – oder was hole ich da eigentlich? Da ist zwar viel Bordelaise, aber kaum Fisch. Sind die Meere schon so überfischt? Oder ist das ein Produktionsfehler?

Ich hole die Verpackung noch einmal aus dem Altpapier. Jetzt dämmert es mir. Ich habe mal wieder nicht aufgepasst. Das ist bestimmt das »NEU«, die »verbesserte« Rezeptur! Tatsächlich: Im Gegensatz zu dem, was ich in Erinnerung hatte, hat sich der Soßenanteil fast verdoppelt und der Fischanteil ist entsprechend geringer geworden. Weniger teurer Fisch, mehr billige Soße. Bei unverändertem Füllgewicht, verkauft zum selben Preis wie vorher. So kann man auch seine Gewinnspanne steigern. Und dann noch frech was von »verbessert« drauf schreiben. Nicht mit mir, Freunde. Entweder kaufe ich künftig den Fisch von Eurer Konkurrenz, oder – sollten die das gleiche Spielchen treiben – lerne doch noch selbst kochen. »Convenience« (Deutsch: Bequemlichkeit) hin oder her.

Nachtrag: Übrigens gibt es eine ganze Reihe von Methoden, wie Hersteller gerne mal eine verkappte Preiserhöhung vornehmen, ohne dass wir das merken sollen.

  • Wie soeben gesehen: Ein teurer Inhaltsstoff wird durch einen billigeren ersetzt. Analog wird bei Gebrauchsgütern ein Bauteil durch ein billigeres Bauteil ersetzt oder billigeres Material verwendet, während der Preis gleich bleibt.
  • Die Füllmenge wird reduziert, oftmals bei optisch gleich groß bleibender Verpackung. Der Preis bleibt unverändert.
  • Der Preis wird gesenkt, jedoch wird prozentual die Füllmenge noch mehr gesenkt. Andere Variante: Es wird damit geworben, dass der Inhalt der Verpackung vergrößert wurde. Gleichzeitig steigt der Preis, jedoch prozentual stärker als die Menge.
  • Ein Produkt wird bei unterschiedlichen Händlern mit unterschiedlichen Füllmengen verkauft, wobei sich die Verpackungen optisch kaum unterscheiden. Dies erschwert Preisvergleiche ungemein. Viele Kunden kaufen unbemerkt die kleinere Packung.
  • Die Menge wird reduziert, aber die Stückzahl bleibt gleich. Zum Beispiel werden Wurstscheiben dünner oder kleiner.
  • Die Form oder das Material der Verpackung wird geändert und im gleichen Zug werden die Inhaltsmenge reduziert oder der Preis erhöht.
  • Die Ergiebigkeit eines Produkts wird vermindert. Zum Beispiel setzt der Hersteller einem Pulverwaschmittel mehr Füllstoff zu, oder einem Duschgel mehr Wasser.

 

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