Steuertreppe – Über Steuern, Mehrwertsteuern und noch mehr Steuern

Von vielen Steuern bemerken wir fast nichts, zahlen Sie aber dennoch. Das macht unsere wahre Steuerbelastung viel höher als gefühlt …

Gerade geht es im Fernsehen einmal wieder um das liebe Thema Steuern. Dazu befragt der Reporter Passanten in der Münchner Fußgängerzone: Ob sie das Gefühl hätten, zu viel Steuern zu bezahlen, will er wissen. Eine Frau antwortet: » A wissens, boi moim kloin Ghoit zoi-i ja eh fost kei Steier.« (Deutsch: »Ach wissen Sie, bei meinem kleinen Gehalt zahle ich ja ohnehin fast keine Steuer.«)

Ich muss gestehen: Mein erster Gedanke dazu ist ziemlich überheblich. Geht so in die Richtung »Jo hättst wos gscheits glernt oide, na müssat i di jetzt ned mid finanzian.« (Deutsch: »Ach hätten Sie eine vernünftige Ausbildung absolviert, gute Frau, dann müsste ich Sie jetzt nicht finanziell unterstützen.«) Ich reiß mir hier den Arsch auf und schreibe tiefsinnige Bücher, während ihr auf der Couch vor dem Fernseher sitzt und eure von meinem Geld bezahlten Chips fresst.

»Moment!«, ruft da mein innerer Zensor. »Das geht ja gar nicht! Quatsch nicht so herablassend daher und bleib mal schön bei den Tatsachen. Zumindest Mehrwertsteuer zahlt die Frau schließlich auch – und das ist immerhin im Staatshaushalt der größte Posten.« Ich komme ins Grübeln. Ist ganz schön geschickt gemacht, das mit der Mehrwertsteuer: Als Verbraucher zahle ich sie zwar, bekomme aber von ihr fast nichts mit. Dadurch, dass die Mehrwertsteuer in den Preisen versteckt ist, tut das Zahlen psychologisch viel weniger weh, als wenn ich einen gleich hohen Betrag selbst an das Finanzamt überweisen müsste. Im Gegenteil: Der schöne Name »Mehrwertsteuer« suggeriert mir sogar noch, dass dadurch etwas »mehr Wert« würde.

Ich grüble weiter: Obendrein zahle ich die Mehrwertsteuer eigentlich aus dem Teil meines Einkommens, den ich bereits über die Lohn- oder Einkommensteuer versteuert habe. Irgendwie ist das wie bei einem stufenweisen Wasserfall, bis er endlich den Boden erreicht. Nehmen wir an, ich erwirtschafte für das Unternehmen, bei dem ich arbeite, zum Beispiel einen Wert von 1000 Euro. Mein Arbeitgeber zahlt mir davon aber nur 800 Euro, damit er vom Rest seine Unternehmenssteuern begleichen kann. Zum Beispiel die Gewerbesteuer. Von diesen 800 Euro muss ich zuerst meine Einkommensteuer bezahlen. Zum Beispiel 300 Euro – je nach Höhe meines Gesamtgehalts und Steuersatzes. Also bekomme ich von den ursprünglich erwirtschafteten 1000 Euro noch 500 Euro überwiesen (freu). Mit diesen 500 Euro gehe ich einkaufen. Zum Beispiel kaufe ich mir einen schönen neuen Kühlschrank. Eigentlich würde dieser Kühlschrank jedoch nur rund 400 Euro kosten, denn 100 Euro des Verkaufspreises sind die Mehrwertsteuer, die der Händler ans Finanzamt abführen muss. Auch der Händler selbst muss Steuern zahlen. Wieder zum Beispiel die Gewerbesteuer. Das macht vielleicht nochmals rund 100 Euro. Die musste er natürlich in den Preis einrechnen. Wäre das nicht so, könnte er mir den Kühlschrank um 100 Euro billiger verkaufen – also für 300 Euro. Leider muss aber auch das Unternehmen, das den Kühlschrank hergestellt hat, Steuern bezahlen. Sagen wir 50 Euro. Und auch die Mitarbeiter, die beim Hersteller arbeiten, müssen Steuern zahlen. Das treibt die Lohnkosten nach oben, denn die Mitarbeiter müssen von ihrem Gehalt leben können. Vielleicht sind das noch einmal 25 Euro. Damit stecken also in den 300 Euro nochmals 75 Euro Steuern drin. Gäbe es diese nicht, würde der Kühlschrank nur 225 Euro kosten. Fazit: Ich habe 1000 Euro erwirtschaftet und erhalte dafür einen Gegenwert von 225 Euro. Wenn das kein cooles Geschäftsmodell ist!

Auch wenn die Zahlen hier stark vereinfacht wurden und vielleicht auch ein wenig überspitzt sind: Das System ist schon geschickt gemacht. So geschickt, dass manche Menschen glauben, sie zahlten keine Steuern. Die Münchnerin aus dem Interview würde jetzt vermutlich sagen: »Mei, is des hinterfotzig!« (Deutsch: »Meine Güte, ist das hinterlistig!«)

 

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