Penny-wise, pound-foolish – Über Sparen und wirkliches Sparen

Wenn wir wirklich Geld sparen wollen, sollten wir uns auf die Dinge konzentrieren, bei denen sich das Sparen auch wirklich lohnt …

Meine Mutter kommt von der schwäbischen Alb. Vielleicht ahnen Sie jetzt schon, worauf ich hinaus will: Die Bewohner dieses Landstrichs sind nicht unbedingt für ihre Verschwendungssucht verschrieen. Auch bei meiner Mutter hat die Kindheit Spuren hinterlassen.

Jedenfalls studiert meine Mutter seit Menschengedenken emsig die Werbung von Supermärkten, stellt sich einen Einkaufsplan entsprechend der aktuellen Sonderangebote zusammen, fährt durch die halbe Stadt, bis sie alle Schnäppchen beieinanderhat. Stundenlang ist sie dabei oft unterwegs. Meine Frage, ob sie schon einmal die Fahrtkosten den vermeintlich eingesparten Erwerbskosten gegengerechnet habe, wischt sie kategorisch vom Tisch. Das spiele doch keine Rolle! Schließlich sei sie ohnehin zum Einkaufen unterwegs. Bei solchen Argumenten bin ich hilflos, lege aber nach und frage, ob ihr die aufgewandte Zeit nicht zu schade sei. Nein, ist die entwaffnende Antwort, es dauere schließlich überall gleich lange.

An diesem Wochenende will ich ihr dabei helfen, in ihrem Keller neue Regale aufzustellen. Sie habe zu wenig Platz und müsse etwas Ordnung schaffen. Die neuen Regale sind nicht ganz billig. Ob sich das lohne, frage ich nach. Ja, sie brauche den Platz dringend. Also gut.

Wir gehen nach unten und müssen uns erst einmal den Weg bahnen. Meine Augen werden größer und größer. Was sich da an Vorräten stapelt, würde reichen, einen dritten Weltkrieg zu überstehen. Kurz überlege ich, ob ich ihr einen kleinen betriebswirtschaftlichen Vortrag über Lagerhaltungskosten halten soll, aber mangels Erfolgsaussichten verwerfe ich die Idee. Was mich besonders erstaunt: Bei den vielen Lebensmitteln ist nur wenig für den wirklich täglichen Bedarf dabei. Reis? Nudeln? Konserven? Fehlanzeige! Stattdessen Dutzende von Sößchen, Süppchen, Kekschen. Sämtliche Sonderaktionen der Discounter der letzten Jahre. Wer denn das alles essen soll, frage ich. Ich müsse halt häufiger mit meiner Familie zu Besuch kommen, meint sie. Ja, da hat sie recht. Ich könne aber gerne auch etwas mitnehmen. O. K., warum nicht. Allerdings zerschlagen sich diese Pläne schnell wieder, denn die meisten der Dinge sind nicht mehr wirklich genussfähig. Rekordhalterin ist eine Soße, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits um 8 Jahre überschritten ist. Ob diese Soße früher auch schon braun war?

Nach und nach sortieren wir alle abgelaufenen Artikel aus. So sieht also gespartes Geld aus … Inzwischen ist es so leer geworden, dass wir die neuen Regale nicht mehr wirklich brauchen. Ich stelle sie aber trotzdem auf, denn ich bin sicher: Schon bald werden sie voll sein.

Nachtrag: Wenige Wochen später erzählt mir meine Mutter am Telefon, sie brauche ein neues Auto, sie wisse nur noch nicht genau, welches Modell. Ich empfehle ihr ein paar Alternativen und wir machen aus, dass sie sich diese einmal ansieht und ich ihr dann helfe, ein günstiges Angebot zu finden. Ich erzähle ihr noch, wie wir bei unserem eigenen Auto durch geschicktes Verhandeln mehrere Tausend Euro sparen konnten.

Sie ahnen jetzt, was kommt. Ich ahnte es nicht. Zwei Tage später ruft sie freudig an, sie hätte sich bereits entschieden und auch schon ein Auto bestellt. Ohne auch nur ein einziges Angebot zu vergleichen! Ein paar Fußmatten habe ihr der nette Verkäufer sogar noch kostenlos versprochen. Aaarrghh!!! Wie viele Jahre muss sie für die entgangene Ersparnis wieder Sonderangebote hamstern?

Aber was soll’s. Jedenfalls hat sie jetzt wieder ein neues Auto für die Schnäppchenjagd. Weidmannsheil!

 

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